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3 x 10 + 6 Gebote für die Chorsängerin und den Chorsänger
(oder wie man sich über das gemeine Chorvolk erhebt)
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- Du sollst aus dem Chor herauszuhören sein, Deine Stimme ist die beste. Wenn alle leise singen, dann singe Du aus vollen Halse!
- Du brauchst beim Singen nicht den Mund aufzumachen. Das ist nicht vornehm. Bewege ihn nach Möglichkeit überhaupt nicht; um so deutlicher ist Deine Aussprache.
- Mache beim Singen ein finsteres, grimmiges Gesicht, etwa so wie Napoleon nach der Schlacht bei Waterloo.
- Die Chorproben sind nur für Minderbegabte. Du kannst es auch so, darum fehle öfter mal. Dadurch erkennen alle Deine Genialität und Du ziehst die volle Aufmerksamkeit und Sympathie auf Dich. Außerdem ist das vornehm und hebt Dich aus dem gewöhnlichen Chorvolk heraus.
- Die Anweisungen und Erklärungen des Chorleiters gelten natürlich nur für die anderen. Du weißt das ja längst alles besser und langweilst Dich. Es ist gut, wenn Du das durch Gebärden und halblaute Bemerkungen zum Ausdruck bringst.
- Du hast es nicht nötig, nach Noten zu singen, denn Du hast Anspruch darauf, dass Dir Deine Stimme gefühlvoll und mit größter Behutsamkeit extra mit Klavierbegleitung beigebracht wird und damit basta! Sollte es im zweiten Versuch immer noch nicht klappen, dann äußere Dein Unbehagen duch gelangweiltes Gähnen.
- Die Notenhefte - soweit sie für Dich überhaupt wichtig sind - leben länger, wenn Du den Deckel nach hinten klappst, die Blätter knickst oder rollst und das Ganze bei leisen Pianostellen fallen lässt, denn sonst hört es ja keiner. Im übrigen gehen Dich die Notenhefte einen Dreck an, das ist Sache des Notenwartes!
- Versäume keine Gelegenheit, Dich mit Deinen beiden Nachbarn abwechselnd zu unterhalten. Das belebt die ohnehin langweiligen Chorproben, und der Chorleiter kann viel konzentrierter arbeiten.
- Achte gut darauf, dass Deine Leistungen gebührend und regelmäßig anerkannt werden. Kritisiere viel und weise darauf hin, dass es früher selbstverständlich besser war. Überprüfe die angestimmenten Töne, denn dadurch gelingen die Einsätze viel korrekter und Dein Chorleiter wird Dir dafür dankbar sein. Du kannst selbstverständlich in den anderen Stimmen mitsummen, damit füllst Du die Mehrstimmigkeit und darüber hinaus können sich schwächere Sänger daran orientieren.
- Vergiß nie, dass es ein besonderes Entgegenkommen ist, dass Du überhaupt mitsingst. Diese Haltung hebt Dich über alle anderen hinweg und zeigt, dass Du bestimmt ein beliebter und idealer Chorpartner bist!
Bei konsequenter Befolgung dieser zehn Gebote kann auf Dauer der Erfolg nicht ausbleiben.
- Du sollst als Chorsänger die Möglichkeit nutzen, beim Singen Dein persönliches Profil hervorzuheben, besonders durch Lautstärke, eigenes Tempo und individuelle Textgestaltung. Lasse Dich darin keinesfalls durch kleinliche Besserwisserei des Dirigenten beirren.
- Noten, Pausen und ähnliche Zeichen dienen nur der graphischen Ausschmückung des Textes; ihre Beachtung kannst Du getrost Malern, Graphikern und sonstigen außer-musikalischen Kunstfreunden überlassen.
- Häufiges Fehlen bei Proben und Aufführungen steigern Deine Wertschätzung. Bedenke, dass Du nach einiger Zeit als Rarität gefeiert wirst.
- Ob Du 10 Minuten zu früh oder zu spät zur Probe kommst, ist reine Geschmackssache; als Zuspätkommender hast Du aber den großen Vorteil, dass viel mehr Leute Deine Anwesenheit zur Kenntnis nehmen. Dies gilt besonders für Generalproben.
- Beginne nach Deiner Ankunft sofort mit dem Nachbarn eine Diskussion über allgemein interessierende Themen, wie Haus, Küche, Schule, Kinder, Politik u.ä., dies schafft ein gutes Arbeitsklima.
- Du sollst Dich unmittelbar vor dem Einsatz kräftig räuspern. Es zeigt den Zuhörern an, dass es gleich losgeht. Deine Stimmbänder werden es Dir überdies danken.
- Zögere nicht, den Einsatzton eines Liedes nach eigener Vorstellung selbst anzustimmen. Der Dirigent wird freudig aus dem reichhaltigen Angebot des Chores etwas Passendes aussuchen.
- Trage energisch dazu bei, dass neue Chormitglieder nicht vorlaut werden; sie sind vielmehr schon bei den ersten Proben auf den ihnen angemessenen Rang, der sich ausschließlich nach den vor Ort abgeleisteten Dienstjahren bemißt, zurechtzustutzen.
- Sollte ein neues Stück in der Probe nicht auf Anhieb klappen, so beginne ohne Umschweife auf eigene Faust einzelne Passagen mit den Kollegen Deiner Stimmlage zu üben. Es entlastet nicht nur den Chorleiter, sondern erzeugt zudem ein überaus reizvolles Tongemisch.
- Zögere nicht, beim Aufstellen, insbesondere vor Publikum, den Standplatz im Chor unter Einsatz aller verfügbaren taktischen Mittel zu erkämpfen und beharrlich zu verteidigen. Bedenke, dass die guten Plätze entweder ganz vorne oder ganz weit hinten sind. Örtliche Besonderheiten lassen sich oft strategisch als hervorgehobener Standpunkt oder - je nach Deiner Persönlichkeitsstruktur - als Deckung nutzen.
Bei konsequenter Befolgung dieser zehn Gebote kann auf Dauer der Erfolg nicht ausbleiben.
- Konstruktive Kritik sollte oft ausgeübt werden, vor allem, wenn es darum geht, Neuerungen einer kritischen Prüfling zu unterziehen. Originelle Beiträge, wie "so ein Scheiß!", "das hat's bei uns noch nie gegeben!' oder " Sch...lied!" wirken motivierend und bewahren vor schlimmen Fehlentscheidungen.
- Es ist völlig unnötig, pünktlich, also schon zu den Einsingübungen, im Probenraum zu erscheinen. Ein(e) SängerIn, der/die was auf sich hält, kann auf dergleichen "Vorprogramm" verzichten. Es genügt, auch noch beim zweiten oder dritten Stück einzutreffen. Man wird mit Sicherheit gesehen und profiliert sich so auf ganz einfache Weise.
- Wer aus Versehen rechtzeitig kommt, solle dies ausgleichen, indem er in aller Ruhe mit anderen gemütlich zu plaudern beginnt. So kann die Chorstunde in völlig entspanner Atmosphäre ihren Anfang nehmen.
- Sollten die Reihen schon dicht besetzt sein, empfiehlt es sich, hartnäckig auf seinen zugewiesenen Platz zu bestehen. So haben auch die anderen was vom Späterkommen.
- Falls ein(e) Neue(r) in der Chorstunde erscheint, erfordert es der Anstand, sie oder ihn am besten gar nicht zur Kenntnis zu nehmen oder gar anzusprechen. Er/Sie könnte darüber tief erschrecken und nie wieder kommen.
- Wer nicht zur Chorprobe kommt, sollte es auch vermeiden, sich abzumelden. Wer das macht, raubt dem Chorleiter durch das damit verbundene Gespräch nur Zeit. Außerdem fördert es seine Kreativität und Spontaneität, wenn er in der Übungsstunde angesichts fehlender Sänger das vorbereitete Programm umstellen muß. Wer sich im Übrigen in der Chorstunde rar macht, erhöht damit nur seinen Handelswert.
- Eingehende Vorbereitungen für eine Veranstaltung sollte nicht ernst genommen werden. Wenn Mitglieder von Profi-Chören das nötig haben ist es deren Sache. Wir als Laien wollen uns ohnehin nicht mit ihnen vergleichen. Darum sollte man auch nicht regelmäßig zum Üben kommen. Alles Übertreiben ist ungesund, besonders vor großen Auftritten. Hier ist es viel sinvoller, seine Kräfte zu schonen, um dann beim eigentlichen Ereignis ganz fit zu sein.
- Es ist ein Zeichen besonderen Könnens, beim Sinen ganz seinen eigenen Stil zu pflegen und sich nicht durch die anderen und erst recht nicht durch den Chorleiter irritieren zu lassen.
- Der Chorleiter ist dankbar, wenn ihm während der Übungsstunde möglichst viele ihre Meinung sagen. Wenn er etwas erläutert, sollte die Pause genutzt werden, zwischendurch dem Nachbarn das Wichtigste vom Tage zu berichten. Ganz besonders aber freut er sich, wenn beim Üben der einzelnen Stimmen die "Arbeitslosen" durch möglichst lautes Sprechen Hintergrundmusik liefern. Dies ist auch ein Zeichen von guter Gemeinschaft, werden dabei doch die Fehler der Übenden nicht so deutlich gehört. Und wenn die Probe dann gemeinsam fortgesetzt werden soll, warten alle gern und voller Spannung, bis auch der Letzte weiß, was und an welcher Stelle gesungen werden soll. Ja - und wo sonst hat außerdem der Chorleiter so viel Chancen, Armmuskeln und Geduld zu trainieren?
- Die Zeit während der letzten Bekanntmachungen benutzt man am Besten, um geräuschvoll die Noten einzupacken. Wer aber weiterdenkt, läßt alles an seinem Platze stehen und liegen. Es gibt näümlich immer wieder Leute, denen man eine Freude damit machen kann, weil sie gern für alle die Noten und Stühle wegstellen. Bei den Noten empfiehlt es sich überhaupt, ein Exemplar mit nach Hause zu nehmen und in der nächsten Probe nicht wieder mitzubringen... wo sonst werden sie so geschont und bleiben lange gut erhalten.
Bei konsequenter Befolgung dieser zehn Gebote kann auf Dauer der Erfolg nicht ausbleiben.
- Optimale Atemtechnik erreichen Sie durch eine gekrümmte Haltung. Sie ist nur noch durch Kauern oder Hocken zu steigern.
- Relativ viel hören zu müssen, ist leider eine Begleiterscheinung des Singens. Beschränken Sie sich auf das Allernotwendigste. Vor allem hören Sie nicht auf andere Stimmen.
- Das intensive Schauen in die Notenblätter während des Singens zeugt von großem Eifer. Tun Sie dies unbedingt zu Beginn und Schluss eines Stückes sowie bei Takt-und Tempowechsel. Die klanglichen Auswirkungen werden umso reizvoller sein, und der Chorleiter wird es Ihnen zu danken wissen.
- Üben ist ausschließlich eine Angelegenheit der Chorprobe. Häusliches Üben ist zu vermeiden, vor allem, wenn Sie in einer Probe gefehlt haben. Auf diese Weise tragen Sie dazu bei, dass bei den künftigen Chorstunden kein Mangel an Probestoff entsteht.
- Nebenbei bemerkt: Wenn Sie eine Probe versäumen, empfiehlt es sich, nicht den Chorleiter darüber zu verständigen. Unentschuldigtes Fehlen beflügelt seine Fantasie. Beim nächsten Besuch der Probe werden Sie umso freundlicher begrüßt.
- Gelegentliche Beachtung dieser Ratschläge bewahrt Sie vor Rückschlägen in ihrer Karriere als Chorsänger und wird Sie gewiss als bewunderungswürdigen Idealisten hervorheben.
Bei konsequenter Befolgung dieser vielen Gebote kann auf Dauer der Erfolg nicht ausbleiben.
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Immer Montags von
19.30 Uhr bis 21:30 Uhr im
Martin-Luther-Haus
Schulstr. 71, Eingang Ost
49525 Lengerich |
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